Start Aktuell Verein aktuell Matuschke live

Gut 80 Besucher im Kastler Kirchweihzelt. Zwei Tage später reiste Matthias Matuschik im Wissen darum, dass schon 210 Karten im Vorverkauf abgesetzt waren, nach Bayreuth an. Ein Weidener und damit ein Oberpfälzer muss sich da ¨– wie er es auch selbst formulierte – tatsächlich wie der Prophet fühlen, der im eigenen Land nichts gilt.

Das hat Matuschik aber nicht verdient – wie die zwei Stunden an reiner Programmzeit zeigen sollte. Denn der 52-Jährige hat einen eigenen Stil als sehr politischer Kabarettist kreiert: Er zerschlägt das Spiegelbild der Realität, setzt dann die so entstandenen Bruchteile zu einem surrealen Zerrbild zusammen. Dieses wird dann mit einer wenig um politische Korrektheit bemühten Sprache kommentiert zu einem schonungslosen Abbild von Wahrheiten. Diese bestehen aus einem von Kommerz und radikalen politischen Strömungen schwer bedrohten hohen Gut von Werten wie beispielsweise gelebte Humanität oder Schutz dieses Planeten. Freilich: Wer den 52-jährigen nur aus dem Radiosender „Bayern 3“ kennt und ihn damit wegen seiner lockeren Zunge auf einen Spaßmacher-DJ reduziert, wird bei „Matuschke live“ schnell merken, wie intelligent Matuschik seine politischen Überzeugungen in eine Fülle von Überspitztheiten, Wortspielerein und teils auch puren Nonsens einwebt.

Vordergründig erscheinen Veganer, Fans von Thermomix-Geräten, übereifrige Gesetzemacher, männliche Thailand-Urlauber oder die Macher von trivialster Zeitschriftenliteratur als Hauptzielscheiben. Dazu setzt Matuschik in den Köpfen seiner Zuhörer mit sehr bildhafter Sprache immer wieder aberwitzige Kurzfilmchen in Bewegung. Über die dabei entstehenden skurrilen Bilderabfolgen lässt es sich köstlich amüsieren. Dabei wird man schon sehr bald bei Matthias Matuschik das Gefühl nicht los, dass nicht über Mitmenschen gelacht, sondern sich über sein eigenes Verhalten nachgedacht werden soll. Scham erzeugt Matuschiks Botschaft, dass sich manche aus dem deutschen Volk, dem es so gut geht wie lange nicht, wie ein Esel verhalten. Und zwar jener, der sich ohne Not auf dünnes Eis begibt und ohne großes Zögern die von rechtsextremem Gedankengut ausgelegten Köder schluckt.

Der innere und der äußere Frieden geraten so in Gefahr. Der Titel von Matuschkes Programm „Entartete Gunst“ bekommt in Anbetracht dieser Analyse einen beklemmenden Sinn. Bis auf drei Zeitschriften und eine nur halb angerauchte Zigarette kam Matuschik ohne Utensilien aus. Seine umfangreiche Gestik und Mimik und vor allem die enorme Variabilität seiner Stimme setzte er geschickt ein. Getoppt wurde das durch einen hochkonzentrierten Vortrag ohne Hänger. Matuschik hat eigenständiges Format. Dabei ist er als Kabarettist Selfmademan: Alle Texte sind von ihm; kein Regisseur feilt an der Dramaturgie herum. Wie richtig er damit liegt, zeigte der lange Schlussapplaus. Auf den Verein „Kulturkastl“ ist Verlass. Erneut ist im Verlauf dieser Kirchweih ein hochinteressanter Kabarettabend geboten worden. Albert Fromm und seine Mitstreiter für gehobene Unterhaltung haben schon zum dritten Mal großartiges Kabarett aus Bayern nach Kastl gebracht. Nach den „Wellbappn“ und den Geschwistern Raith war es nun Matuschik. Auf eine erfolgreiche Fortsetzung dieser Bemühungen darf gehofft werden.


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