Start Aktuell Verein aktuell Aufbegehren führt zu Kopfverlust

"1000 Mark Belohnung! Gesucht wird Mathias Kneißl, beheimatet in Unterweikertshofen, geboren daselbst 12. Mai 1875," stand auf dem Steckbrief, mit dem die Gendarmen den Räuber Kneißl rund um München suchten.

Dem Leben des bayerischen Robin Hood und seiner Hinrichtung im Februar 1902 in Augsburg setzen zwei Urgesteine der Kleinkunstszene ein literarisch-musikalisches Denkmal. Otto Göttler, Gründer des ehemaligen "Bairisch-diatonischen Jodelwahnsinns" und Sepp Raith, Mundart-Liedermacher, brachten mit Gstanzln, Zwiefachen oder Landlern gemischt mit Rock und Rap und kurzen A-Capella-Stücken eine geballte Ladung hintergründiger und sozialkritischer Spitzfindigkeiten ins voll besetzte Sportheim in Kastl.

Dazwischen lieferten knappe Zwischentexte die bitteren Fakten zum 26-jährigen Leben Kneißls. Warum geriet der Schachermüller-Hiasl aus dem Dachauer Hinterland auf die schiefe Bahn? Göttler und Raith geben Anstöße, über die Ursachen nachzudenken und schlagen den Bogen zur heutigen Zeit: Kneißl würde in Neuperlach oder am Hasenbergl aufwachsen, am Wochenende als DJ ein paar Mark verdienen. Statt Wildern wäre Drogendealen angesagt, was ihm schnell ein paar Vorstrafen einbringen würde. Den "Drilling" löste die "Pumpgun" ab, die er in seiner Jogginghose von Adidas versteckt hielte. Statt mit dem Fahrrad ging´s mit der Enduro von Pizzahut zu McDonalds. Und der Innenminister ließe ihn ausweisen, da die Familie ursprünglich aus Italien stammt. Pfarrer ("´s Zölibat druckt eam so sehr") und Lehrer ("er rechnet nit, schroabt nit, molt koane Builder") achten bei Kneißl nur auf die Sonntagsschulbesuche.

Dabei entgeht ihnen, wie soziale Benachteiligung aufgrund seiner Familienverhältnisse den Jungen langsam zum Verbrecher werden lässt. Die zwei Barden liefern so ein witziges, gesellschaftskritisches Sittengemälde, gewürzt mit eigenen jugendlichen Erinnerungen, musikalisch umrahmt mit Gitarre, Zither, Concertina, Ukulele oder Diatonischer. Und am Ende bleibt die Frage, wer Schuld ist am verpfuschten Leben des Kneißl-Hias. Die Gesellschaft? "Nit die G´sellschaft, nit die netten Leit, die so nett lachen über unsere Sprücherl." Man findet die Gene als Ursache. Fazit: Ihr Wilderer- und Räuberprogramm, vorgetragen in deftig-bairischer Mundart, begeisterte alle im Saal. Die tolle Stimmung im Publikum und die unmittelbare Nähe animierte Otto Göttler auch immer wieder zu spitzbübischen Sticheleien. KulturKastl gelang durch die Verpflichtung dieser satirischen Lästermäuler ein kulturelles Highlight.


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