Das "Kulturkastl" veranstaltete eine nostalgische Oberpfälzer Sitzweil, bei der das Leben in Kastl vor 50 Jahren wieder erweckt wurde. Vor überfülltem Reindlsaal begann Hermann Forster mit einem Gedicht über seine Freundschaft als Katholik mit dem evangelischen Nachbarssohn, die damals fast so schwierig war, wie später eine ökumenische Ehe.

Dann erzählte er vom einzigen "Roten" im schwarzen Kastl, der seinen Hund "Adenauer" nannte: "Adenauer, du Sauhund, sitz!" Als Ministrant hatte er seinen lieben Kampf mit dem Lateinischen. Dafür durfte er am Gründonnerstag bei der Fußwaschung des Pfarrers die riesigen, krummen Fußnägel der zwölf alten Bauern bestaunen, die noch nie eine Nagelschere gesehen hatten. Lustig auch seine Gschichtln über die Heimfahrt als Gymnasiast mit einem "fahrenden Händler", deren Ergebnis, sehr zum Ärger des Opas, ein neuer Teppich und eine nicht funktionierende Uhr bei der Oma waren. Oder die Besuche seines Vaters, einem Baywa-Vertreter, bei typisch schlauen oberpfälzer Bauern und seinem Versuch, diesen einen Mähdrescher anzudrehen.

Hermann Römer ließ die Geschichte Kastls zur damaligen Zeit mit Hilfe alter Fotos Revue passieren, wobei so mancher ältere Anwesende fehlende Namen der abgelichteten Personen ergänzen konnte. So erlebten die Besucher nochmals den beschwerlichen Bau der Wasserleitung, oder als der Kirchturm von St. Peter fast völlig abgetragen und wieder aufgebaut werden musste, um einen Einsturz zu verhindern. Dass damals die Geselligkeit nicht zu kurz kam, dokumentierten lustige Aufnahmen vom Fasching und der dazugehörigen Faschingsgarde oder vom Maitanz. Beeindruckend waren auch Fotos mit herrlichen Trachten. Beim Erntedankfest drückte sich mancher vor dem Tragen der Erntekrone auf den Schultern, da dies immer ein unangenehmes Jucken am Hals hinterließ. Ein wichtiges Datum 1953 war die 850-Jahr-Feier des Klosters.

Köstlich auch die Schilderung von Römer, wie er das Fußballendspiel 1954 als Knirps vor einem Schwarz-Weiß-Fernseher mit 30 Erwachsenen in einem von Rauch erfüllten 20-Quadratmeter-Raum erlebte. In diesem Zusammenhang wurde auch die Kastler Fußballmannschaft von damals vorgestellt, die sich im Lauf der Zeit durch die Einweihung des Ungarischen Gymnasiums fast zur einer ungarischen Mannschaft entwickelte. Diese Geschichten aus Kastls Fünfzigern nebst Fotos wurden musikalisch von der "Spitzmeismusi" umrahmt. Alle Vortragenden ernteten viel Beifall und mancher Besucher trat mit Wehmut den Heimweg an.

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